Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie zum Thema Mikroabenteuer die ursprünglich Klettermagazing LACRUX erschienen ist.
Die Sonne scheint und die ersten Sommertage sind ins Land gezogen. Der perfekte Moment also, sich wieder einmal ins kühle Nass zu stürzen und den Wanderweg durch einen Bach zu ersetzen. Bei einem gut gewählten Bachtrekking ist der Abenteuerfaktor super gross und beinhaltet eine Vielzahl von abwechslungsreichen Hindernissen, die es zu meistern gilt. Das Schöne in der Schweiz ist, dass wir überall kleinere und grössere Bäche haben, die nur darauf warten, durchstiegen zu werden. Wir haben uns für euch in die Urnäsch im Kanton Appenzell Ausserrhoden gestürzt.
Fünfstünfiges Abenteuer in der Wildnis
Nach fünf Stunden klettern, springen, schwimmen und achtsamem finden des günstigsten Weges in kaltem Wasser freuen wir uns auf unseren wundervollen Linseneintopf, der duftend und dampfend in unseren Tellern liegt. Was für ein erfüllendes Mikroabenteuer und ein wahrhaftiges dazu. Wir hatten uns für den Nachmittag eine schwierige Etappe der Urnäsch ausgesucht, wo vor allem der erste Teil es in sich hatte und mit herausfordernden Leckerbissen das Startfeuerwerk zündete. Die Tour beginnt mit vielen Sprüngen, Kletterpassagen und längeren Schwimmstrecken und zieht sich dann durch eine verzaubernde Naturlandschaft während knapp fünf Kilometern von der Zürchersmühle bis zum Auensteg.
Darauf musst du achten: Austiegsmöglichkeiten, Hydrodaten und mehr
Das Unterwegssein auf anspruchsvollem Untergrund erfordert ein sehr achtsames und konzentriertes Sich-Fortbewegen. Zudem hat nicht jeder Bach stetig Möglichkeiten zum Ausstieg aus dem Tobel oder sogar der Schlucht. Überleg dir also zu aller erst, was ihr genau für ein Abenteuer machen möchtet. Soll es eine einfach Bachwanderung sein, um auf neuen Spuren zu schreiten oder möchtet ihr eher in Richtung Mini-Canyoning gehen, wo ihr teilweise nur mit Hilfsmitteln wie zum Beispiel einem Seil weiter kommt. Oft findet ihr Angaben im Internet oder ihr kannst auf eine Zusammenstellung von Touren in einem Schluchtenbuch zurückgreifen. Wichtig: Wenn immer möglich die Hydrodaten bei der Planung berücksichtigen. Ebenfalls solltet ihr unbedingt die Hydrodaten und das Wetter in eure Planung miteinbeziehen, denn zu viel Wasser oder ein plötzlich ansteigender Bach aufgrund von Regenfällen kann super gefährlich werden und bei zu wenig Wasser macht ein Bachtrekking meist keinen Spass, denn ein bisschen nass werden soll man ja.
Unterwegs in unberührten Landschaften
Wir sind zwei Tage nach den letzten Regenfällen auf unsere Tour aufgebrochen. Ideal ist es, wenn man 3-4 Tage wartet. Meist hat sich dann in der Schlucht schon vieles beruhigt und man kann, zumindest was den Wasserstand betrifft, sicher unterwegs sein.
Bachtrekking mag harmlos klingen, kann aber auch schnell sehr herausfordernd werden.
Wenn ihr keine bereits beschriebene Tour machen könnt, dann checkt genau ab, wie ihr sie bewältigen wollt, was für Material ihr dazu braucht und wo ihr geeignete Ausstiege habt. Schluchten sind wilde, teilweise wenig vom Menschen berührte Naturlandschaften. So ist es klar, dass jede Tour wieder etwas anders ist und der Schwierigkeitsgrad sich jederzeit ändern kann. Mal ist es ein Baum, der quer über den Bach gefallen ist und ein anderes Mal hat es einen Felsen, wo vorher keiner war.
Eine Bachwanderung scheint auf den ersten Blick easy und anspruchslos, kann einen durch seine Vielfältigkeit je nach Schwierigkeitsgrad aber durchaus herausfordern und deshalb ist es wichtig, seine Grenzen zu kennen.
Den Mut haben, umzudrehen
Deshalb gilt, wie bei allen anderen Outdoor Unternehmungen auch hier – kenne deine Grenzen. Schätzt schon bei der Planung ab, wie eure gegenwärtige Verfassung ist und ob ihr dem Abenteuer und dessen Schwierigkeitsgrad gewachsen seid.
Zu zweit oder in einer Gruppe macht das Bach-Trekking mehr Spass – und ist sicherer!
Steige nicht alleine in den Bach, nimm einen Freund oder eine Freundin mit und geniesst die Abenteuerreise zu zweit oder als Kleingruppe. Dein Telefon nimmt ihr unbedingt mit (hier loht es sich übrigens etwas anzuschaffen, was das Telefon trocken hält), auch wenn ihr in der Schlucht stellenweise keinen Empfang habt. Wenn ihr an Stellen kommt, an denen ihr kein sicheres Weitergehen garantieren könnt, habt den Mut umzudrehen und die Tour abzubrechen.
Das Wetter und die Temperaturen haben grossen Einfluss
Checkt das Wetter ab und zwar auch im Einzugsgebiet des Baches. In der Schweiz steigen Bäche oft relativ schnell an, wenn es irgendwo im Einzugsgebiet in den Bergen regnet. Zu guter Letzt, erkundigt euch nach der Wassertemperatur. Bei unserer Tour war die Urnäsch zwischen 12.5 und 16.5 Grad Celsius kalt und deshalb hätten wir gerne einen Neoprenanzug dabei gehabt. Viele Schwimmpassagen können einem nämlich doch an seine Grenzen bringen.
Neoprenanzüge und -socken schützen vor Unterkühlung. Ideal ist es, wenn das Wasser zwischen 17 bis 20 Grad warm ist. Die Wassertemperaturen unterscheiden sich von Bach zu Bach und auch innerhalb eines Tages relativ stark. Ein Blick auf die Hydrodaten der Urnäsch zeigt, dass die Wassertemperaturen innerhalb eines Tages um rund 5 Grad schwanken. Am wärmsten sind die Bäche immer gegen den Abend.
Diese Ausrüstung braucht es für eine Bachwanderung
Nimm genügend aber nicht zu viel Material mit. Hier die Ausrüstung, welche wir auf unserem Bachtrekking dabei hatten:
Wasserdichter Rollbeutel oder Rucksack: Wir nutzten für die Tour den Hydraulic Dry Pack 35l. Wenn ihr beides nicht habt, dann könnt ihr alles was Trocken bleiben soll auch in einen Rollbeutel (Ultra-Sil View Drysack) oder Plastiksack einpacken.
Turnschuhe oder Wasserschuhe: Gute Schuhe sind zentral. Ihr müsst in einem Bach Trittsicherheit haben.
Kleider für ins Wasser: Wir empfehlen etwas robustere Badehosen oder kurze Bikehosen und ein Oberteil – lang oder kurzarm. Am Besten etwas, das einigermassen schnell trocknet und beim über die Steine oder Bäume kraxeln nicht gleich zerreisst.
Ersatzkleidung und -schuhe: Es gibt nichts Schöneres als nach der Tour in warme und trockene Kleider und Schuhe zu steigen und gemütlich am Feuer zu sitzen. Auch wenn man etwas mehr mittragen muss, es lohnt sich.
Neoprenanzug und -socken): Es geht ganz gut auch ohne. Wenn ihr eine lange Tour in kälterem Wasser macht, sind Neoprensocken und ein Neoprenanzug Gold wert.
Seil: Ein 20 – 30m Statikseil sollte für eine Tour immer dabei sein. Es kann dir auf schwierigen Passagen unheimlich viel Sicherheit geben. Je nach Tour gibt es auch Abseil-Stellen – dann braucht es natürlich auch einen Klettergurt und Abseilmaterial.
Essen & Trinken: Unbedingt auch etwas für die Energie zwischendurch und natürlich Wasser zum Trinken mitnehmen. Wir hatten bei unserer Tour auch unser Kochset (Sigma-Pfannen von Seat to Summit) dabei. So konnten wir nach getaner “Arbeit” bei einem Bier und leckerem Essen den Tag ausklingen lassen. Unbezahlbar.
Erste-Hilfe-Set: Es kann immer etwas passieren. Der First Aid Dry Sack ist bei uns immer dabei.
Ein Bachtrekking ist an einem heissen Sommertag übrigens ein perfektes 5 to 9 (17.00 bis 09.00 Uhr) Mikroabenteuer. Also Raus aus dem Büro und rein ins Abenteuer. Geniesst eure Tour!
Buchtipp:Falls ihr in der Ostschweiz unterwegs seid, findet ihr im Ostschweizer Schluchtenbuch von Urs Brosy viel Inspiration.
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